Fehler passieren – aber was passiert dann? Wie sieht’s aus mit (d)einer Fehlerkultur ?!
Die stille Angst, etwas Falsches zu sagen
Fehler passieren. Immer.
Täglich, überall – und meist nicht absichtlich.
Doch in vielen Organisationen gilt immer noch der unausgesprochene Grundsatz:
„Wenn du einen Fehler machst, halt besser den Mund.“
Die Folge?
Mitarbeitende melden Fehler nur dann, wenn sie keine andere Wahl haben. Wenn der Schaden so offensichtlich ist, dass Schweigen gar nicht mehr geht.
Der Rest? Wird verschwiegen, verschleppt – oder „zwischen Tür und Angel“ erwähnt, aber nie strukturiert aufgearbeitet.
Aber warum ist das so? Und viel wichtiger: Wie kriegen wir das wieder raus?
😶🌫️ Die stille Angst, Fehler zu melden
Die Angst vorm Fehler-Melden hat viele Gesichter – und ihre Wurzeln sitzen tief:
- Vergangene Erfahrungen: Wer schon mal öffentlich an den Pranger gestellt oder indirekt für Fehler anderer verantwortlich gemacht wurde, meldet freiwillig gar nichts mehr.
- Fehlende Unterscheidung: Zwischen „Fehler machen“ und „Fehler verschweigen“ wird nicht klar differenziert – beides wird als gleich schlimm angesehen.
- Sündenbock-Mentalität: Wer als Erster einen Fehler meldet, bekommt die Verantwortung gleich mit aufs Brot geschmiert.
- Mangel an psychologischer Sicherheit: Wenn in Meetings nie jemand über eigene Fehler spricht, entsteht ein Klima der Vorsicht – kein Raum für ehrliches Feedback.
- Falsche Vorbilder: Führungskräfte, die nie eigene Fehler eingestehen oder Kritik annehmen, bauen Angst statt Vertrauen auf.
🧠 Was passiert im Kopf, wenn wir einen Fehler machen?
Ein Fehler löst im Gehirn eine Kettenreaktion aus:
Zuerst kommt der Moment des Erkennens – meist begleitet von einem kurzen Schock, Adrenalinausschuss, Stress und Scham. Noch bevor jemand im Außen reagiert, beginnt im Inneren das Kopfkino.
Denn unser Gehirn ist ein Profi im Verknüpfen.
Es vergleicht in Millisekunden die aktuelle Situation mit früheren Erlebnissen:
Was passierte damals, als ich einen ähnlichen Fehler gemacht habe? Wurde ich kritisiert, bloßgestellt oder ignoriert? Was hatte das für Konsequenzen?
Das Ergebnis dieser inneren Risikoabschätzung beeinflusst, ob wir den Fehler melden oder nicht.
Und noch etwas:
Fehler machen wir im Grunde nur einmal.
Alles, was danach gleich aussieht, ist keine Unwissenheit mehr – sondern eine bewusste Entscheidung.
Das bedeutet: Der erste Fehler ist eine Chance.
Aber wenn daraus nichts gelernt wird – weder individuell noch organisatorisch – werden künftige Fehler nicht nur teurer, sondern auch schwerer zu verzeihen.
⚙️ Die bittere Wahrheit: Es gibt nur eine Fehlerquelle – den Menschen
Maschinen machen keine Fehler. Systeme funktionieren exakt so, wie sie programmiert oder eingerichtet wurden. Auch mangelhafte Prozesse sind nicht plötzlich da – sie wurden von Menschen entwickelt, nicht gepflegt oder nicht hinterfragt.
Am Ende jeder fehlerhaften Handlung steht ein menschliches Zutun:
- Ein Formular wurde falsch ausgefüllt.
- Eine Information wurde nicht weitergegeben.
- Eine Abweichung wurde übersehen.
- Eine Warnung ignoriert.
Das klingt hart, ist aber nicht negativ gemeint.
Denn was der Mensch verursacht, kann der Mensch auch verändern.
Und genau darin liegt die wahre Kraft einer lebendigen Fehlerkultur:
Eigenverantwortung, Lernbereitschaft und Mut zur Veränderung.
🚫 Das Missverständnis „Fehler = Produktproblem“
Wenn ein Fehler sichtbar wird – etwa ein Riss im Bauteil, ein Zahlendreher in der Rechnung oder ein vergessener E-Mail-Anhang – dann richtet sich der Fokus reflexartig auf das Endprodukt.
Denn das ist greifbar. Sichtbar. Bewertbar. Und vor allem: jemand muss es „versaut“ haben, oder?
Aber das ist zu kurz gedacht. Fehler entstehen nie isoliert. Sie sind das Ergebnis eines gesamten Systems.

🔄 Was heißt „System“ konkret?
- Der Prozess, der so komplex ist, dass niemand mehr den Überblick hat.
- Das Briefing, das im Meeting nur halb verstanden, aber trotzdem abgesegnet wurde.
- Die Kommunikation, die auf dem Flur stattgefunden hat – aber nie dokumentiert wurde.
- Die Software, die zwar eingeführt, aber nie richtig geschult wurde.
- Die Vorgabe, die irgendwo steht, aber niemand kennt – weil sie nie wirklich gelebt wurde.
- Das Zukaufmaterial, das ab Werk fehlerfrei wirkt, aber in der Endmontage regelmäßig aus der Toleranz läuft.
Und mittendrin: Menschen, die mit bestem Wissen und Gewissen entscheiden – basierend auf dem, was sie glauben, dass es richtig ist.
🔁 Die typische Fehlerkette:
- Eine Info wird nicht sauber übergeben
- Jemand arbeitet auf Basis veralteter Annahmen weiter
- Der Zeitdruck steigt – es wird improvisiert
- Der Fehler wandert durchs System – unbemerkt
- Erst am „Produkt“ wird er sichtbar
- Der Schuldige scheint klar – ist es aber selten
🎥 Die Fehlerkette in 90 Sekunden:
🎥 Neugierig, wie aus einer kleinen Ursache eine ganze Fehlerkette wird – und was das mit Fehlo zu tun hat?
Im Video zeige ich dir in kurzer, prägnanter Form, wie schnell sich Fehler hochschaukeln können … und wie du diese Kette an der richtigen Stelle unterbrichst.
👉 Jetzt ansehen und eigene Schlüsse ziehen.