Ich wollte eigentlich nur ein Kapitel für mein E-Book zum Thema „DSGVO & KI in Unternehmen“ schreiben.
Ein kurzer Absatz zur rechtlichen Lage, vielleicht ein Hinweis auf Best Practices – fertig.
Aber wie das so ist: Eine einzige Frage hat alles gekippt.
überhaupt eine übergreifende Strategie für Künstliche Intelligenz – und funktioniert sie?
Hat Deutschland eigentlich eine übergeordnete KI-Strategie? Und, wie funktioniert die überhaupt?
Klar, die nationale KI-Strategie von 2018 kannte ich vom Hörensagen. Aber ich wollte es genauer wissen.
Wird sie noch verfolgt? Wurde sie überhaupt jemals umgesetzt? Und – das war mein Lieblingsgedanke – wo stehen wir eigentlich im internationalen Vergleich?
Was ich dann gefunden habe, war spannender als gedacht: der neue OECD-Bericht „Artificial Intelligence in Germany“ (2024). Und der liefert ziemlich klare Worte – ganz ohne PR-Floskeln.
Was ich daraus gelernt habe und warum ich finde, dass wir in Deutschland bei KI endlich Gas geben müssen, liest du hier.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist ein Zusammenschluss von 38 demokratischen Industrienationen – darunter Deutschland. Die Organisation berät unabhängig, faktenbasiert und mit globaler Perspektive zu Themen wie Bildung, Arbeit, Digitalisierung, Klima – und eben: Künstliche Intelligenz.
Der aktuelle Deutschland-Bericht 2024 wurde im Auftrag der Bundesregierung erstellt und analysiert, wie konsequent und erfolgreich die KI-Strategie hierzulande umgesetzt wird.
🎯 Das Ziel: „AI Made in Germany“ als Markenzeichen
Mit der KI-Strategie von 2018 und ihrer Fortschreibung 2020 verfolgt die Bundesregierung ein klares Ziel:
Deutschland soll führender Standort für die Entwicklung, Anwendung und Regulierung vertrauenswürdiger KI werden.
Im Fokus stehen drei Kernziele:
- Internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken
- KI gesellschaftlich und ethisch verankern
- Einen offenen Dialog über Chancen und Risiken fördern
Künstliche Intelligenz soll dabei nicht nur wirtschaftlich effizient, sondern auch sozial, nachhaltig und transparent gestaltet werden.
📊 OECD-Bewertung: Zwischen Weltklasse und digitalem Rückstand
Der Bericht der OECD (2024) zeichnet ein ambivalentes Bild:
Deutschland hat enormes Potenzial – steht sich aber oft selbst im Weg.
✅ Stärken:
- Spitzenforschung: Deutsche Institutionen zählen bei KI-Publikationen zur Weltspitze.
- Supercomputing-Infrastruktur: Deutschland verfügt über eine der leistungsfähigsten KI-Rechenzentren Europas.
- Werteorientierung: Der ethische Anspruch „AI Made in Europe“ wird aktiv verfolgt – inklusive gesellschaftlicher Debatte.
⚠️ Schwächen:
- Fachkräftemangel & Gendergap: Zu wenig KI-Spezialist:innen, besonders Frauen sind unterrepräsentiert.
- Datennutzung eingeschränkt: Unsicherheiten beim Datenschutz, fragmentierte Verwaltungsdaten und eine fehlende nationale Datenstrategie hemmen den Fortschritt.
- Langsamer Staat: Viele KI-Projekte in der Verwaltung verlaufen unkoordiniert oder bleiben stecken.
🌍 Chancen:
- KMU & Start-ups: Der Mittelstand könnte von KI enorm profitieren – wenn der Technologietransfer gelingt.
- Nachhaltigkeit: KI kann maßgeblich zur Effizienz in Energie, Mobilität und Landwirtschaft beitragen.
- Gesundheitswesen: Von KI-gestützter Diagnostik bis zur Entlastung des Personals – mit ausreichend Datenqualität und Vertrauen wäre viel möglich.
📌 DSGVO und KI: Was ist erlaubt?
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erlaubt KI-Anwendungen mit personenbezogenen Daten – aber unter klaren Bedingungen:
- Transparenz (Art. 5 DSGVO)
- Rechtsgrundlage (Art. 6 DSGVO)
- Regelungen zu automatisierten Entscheidungen & Profiling (Art. 22 DSGVO)
Besonders bei sensiblen Daten (z. B. Gesundheitsdaten) braucht es klare Nutzungsregeln, pseudonymisierte Datenräume und verbindliche technische Standards. Datenschutz und Innovation dürfen nicht als Gegensätze, sondern als Partner gedacht werden.
🛠 Vier Hebel für eine erfolgreiche KI-Zukunft in Deutschland
Die OECD gibt vier zentrale Empfehlungen für die nationale Umsetzung:
1. Strategie vor Flickenteppich
Es gibt viele Projekte – aber zu wenig Koordination. Eine klare politische Steuerung, zentrale Zuständigkeiten und ressortübergreifende Zusammenarbeit sind überfällig.

2. Mehr Menschen, mehr Vielfalt
Gezielter Ausbau von Studiengängen, Weiterbildungen und lebenslangem Lernen – insbesondere für Frauen und unterrepräsentierte Gruppen im KI-Sektor.

3. Datennutzung stärken – rechtskonform und mutig
Datenräume schaffen, Open Government fördern, Standards für Unternehmensdaten definieren. Denn: Ohne Daten kein Fortschritt.

4. Transfer & Skalierung ermöglichen
Start-ups und KMUs brauchen mehr als nur Technik: Zugang zu Finanzierung, Beratung und praxisnahen Beispielen sind entscheidend für die Umsetzung.

🧭 Umsetzung statt Erkenntnis – jetzt zählt Tempo
„Deutschland hat kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“
(OECD, 2024)
Forschung, Politik und Wirtschaft sind nicht das Problem – sondern deren mangelnde Verzahnung. Die kommenden Jahre entscheiden, ob „AI Made in Germany“ ein leeres Versprechen bleibt oder zum internationalen Vorbild wird.
🔄 Deine Meinung?
Was ist deiner Meinung nach das größte Hindernis für vertrauenswürdige, wirksame KI in Deutschland? 💬 Teile deine Gedanken in den Kommentaren – oder diskutiere mitunter dem Hashtag #KIStrategieDE
📚 Quellen:
- OECD-Bericht „Artificial Intelligence in Germany“ (2024):
https://www.ki-strategie-deutschland.de - DSGVO, EU-Verordnung 2016/679:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32016R0679